"Plötzlich kam mir das Stroh entgegen geschwommen"

Unwetterartige Niederschläge verwandelten in der Nacht zum Freitag, den 10. August den Delbrücker Raum in eine Seenlandschaft. Mit 117 Liter pro Quadratmeter wurde die Region am schwersten getroffen.

Die Alarmierung erfolgte Donnerstag gegen 20.00 Uhr zu Beginn des regulären Dienstabends. Die Feuerwehr Delbrück forderte Verstärkung, nachdem die Wettervorhersagen mit Gewitterschauern und Starkregen für Teile Ostwestfalens hier vollends zugetroffen hatten. „Land unter“ hieß es im Innenstadtbereich von Delbrück, in den Ortsteilen Nordhagen, Sudhagen sowie in Ostenland.

Zu den ersten Einsatzstellen – die Einsatzleitung lag bei der Feuerwehr Delbrück – gehörte das Stadtzentrum. Hier wurden Keller ausgepumpt, Tiefgaragen freigelegt und Regensammler entlastet, damit diese wieder Wasser aufnehmen konnten. Priorität hatten hier natürlich überschwemmte Räume, von denen eine Folgegefahr ausging, wie Heizungskeller mit Öltanks oder ähnlichen Gefahrstoffen.

Bis gegen 3.00 Uhr konzentrierten sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW auf diesen Bereich. Dann wurden auch parallel „Baustellen“ in der Umgebung eingerichtet. Die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen verlegte die Einsatzstelle nach Nordhagen. Hier waren Ställe mit Geflügel knietief überschwemmt. „Plötzlich kam mir das Stroh entgegengeschwommen“, so der Geflügelzüchter Franzsander. Das Regenwasser, das sonst in Grenzgräben hinter dem Grundstück gesammelt wird, flutete in kürzester Zeit die Stallgebäude. „Eine richtige Welle schwappte über das Grundstück“, so Franzsander weiter. Mit Angehörigen versuchte er die Tiere in Boxen aus den Stallungen zu bringen. Sie wurden auf landwirtschaftlichen Fahrzeuganhängern deponiert. 

Mit einer Förderleistung von knapp 3.500 Litern pro Minute war hier die „Hannibal“-Pumpe bis mittags auf dem Grundstück des Geflügelzüchters im Einsatz. Gut 200 Meter Schlauch transportierten das Wasser weit genug weg von den angrenzenden Häusern.

Um 22.00 Uhr wurde ebenfalls schweres Gerät angefordert. Ziel für den THW-Radlader war die Feuerwache Ostenland, von wo aus die Helfer weitergeschickt wurden zur eigentlichen Schadenstelle. Hier lagen Bäume auf der Straße – die Zufahrt zu Grundstücken musste freigeräumt werden. Später verlegte die Einsatzleitung den Radlader zum Sandsackverladen wieder Richtung Delbrück. Die von der Leitstelle angeforderten Sandsäcke wurden gefüllt und auch mittels THW-Fahrzeugen verteilt.

Inzwischen hatte auch der THW-Ortsverband Gütersloh eine Alarmierung erhalten. Ihre Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen sollte eine Überflutung der Delbrücker Kläranlage verhindern.

Im Laufe des Vormittags wurden sie von den Kollegen aus Detmold abgelöst. Bis zum Mittag befanden sich immer noch Helfer und Gerätschaften im Dauereinsatz. Immer wieder liefen Meldungen von Geschädigten bei der Leitstelle auf.

Feuerwehr und THW übernahmen die verschiedenen Schadenstellen in und um Delbrück.

Zunächst wurde es dann ein bisschen ruhiger. Dann kam wieder die Anforderung von der Leitstelle, Helfer und Gerät nach Boke in die Kieswerke Ridder zu verlegen. Hier wurde ein weiterer Sandsackverladeplatz eingerichtet.

Bei erneuten schweren Regenschauern am Nachmittag kamen auch Zivilfahrzeuge zur Abholung von Sandsäcken zum Kieswerk, um ihr immer noch gefährdetes Hab und Gut damit zu sichern.

Jetzt wurden auch wieder vermehrt Pumpen eingesetzt; erneut begann der Kampf gegen das Wasser.

Auch der Radlader musste noch einmal ran. Nachmittags hatte sich der Grubebach vor der Straße Birkenkamp gestaut, weil die Wassermassen von den dünnen Durchleitungsrohren auf die andere Seite der Fahrbahn nicht aufgenommen werden konnten. Der entstandene Rückstau drohte verschiedene Grundstücke zu überfluten. Mittels Radlader wurde hier die Straße aufgerissen, um eine Entlastung zu schaffen. Unterstützt wurde er von den THW-Kollegen aus Gütersloh und Detmold, die ihre Hochleistungspumpen noch einmal zum Einsatz brachten.

Am Freitag Abend waren dann zunächst alle THW-Helfer wieder abgerückt. Aber bereits am Samstag Vormittag kam eine erneute Anforderung für eine Bergungsgruppe mit entsprechender Pumpenausstattung zur weiteren Unterstützung der Feuerwehr im Raum Delbrück. Mehrere kleinere Einsatzstellen ließen diesen Einsatz schließlich bis zum Nachmittag anhalten.

Der Landrat äußerte sich bei einer Einsatzbesprechung am Samstag sehr positiv über die gute Zusammenarbeit der Rettungskräfte vor Ort.