Helferinnentag in Hoya

120 Frauen, 11 Stationen, zahlreiche neue Eindrücke und vor allem – Gemeinschaft: Beim dritten Helferinnentag in Hoya konnten die Teilnehmerinnen viele neue Erfahrungen sammeln, etwa beim Brückenbau oder Baggerfahren. Darüber hinaus gab es reichlich Informationen und Zeit zum Austausch.

"Hau mal richtig kräftig drauf, das soll ja kaputtgehen." Waren die beiden Helferinnen erst noch etwas zögerlich, legen sie nach dieser Ermunterung des Ausbilders richtig los. Mit Halligan-Tool und Hammer hebeln, schlagen und zerren sie an dem Auto, das vor ihnen steht, bis sich die Motorhaube schwer zerbeult öffnet. Später kommen noch Schere und Spreizer zum Einsatz. Das Fahrzeug ist ohnehin schrottreif und soll zum Recycling. Vorher erfüllt es aber noch eine letzte Aufgabe: Einsatzkräfte können daran üben, wie sie nach einem Unfall ein Auto so öffnen, dass sie die Menschen daraus befreien können.

Diese Gelegenheit nutzten an einem Samstag Ende Mai Dutzende Frauen in Hoya. Sie nahmen am Helferinnentag teil, den das THW alle zwei Jahre für die Ehrenamtlichen anbietet. An diesem Tag können weibliche Einsatzkräfte in Bereiche hineinschnuppern und Aufgaben ausprobieren, zu denen sie sonst im Einsatz-Alltag eher nicht kommen.

Zur Wahl standen in diesem Jahr unter anderem Brückenbau, Fahren mit dem Mehrzweck-Arbeitsboot, Höhenrettung und Führen von Großgeräten wie Bagger und Kran. Darüber hinaus gab es Informationsangebote, etwa dazu, wie Helferinnen Auslandseinsatzkräfte werden können. Ebenso standen ein Workshop zur Selbstbehauptung auf dem Programm sowie eine Einführung in die Grundlagen des Arbeitens unter Atemschutz. Für angehende Führungskräfte gab es die Möglichkeit, Zusatzkenntnisse über die operative Führung zu erwerben, Drohnen-Fans kamen bei einer Einführung in die Einsatzoptionen des Trupps Unbemannte Luftfahrtsysteme auf ihre Kosten.

Rund 120 Helferinnen nutzten das Angebot. Und das kam gut an. "Tolle Erfahrung! Das hat echt Spaß gemacht", sagt etwa Meike aus dem Ortsverband Rendsburg nach dem Workshop Höhenrettung. Laura aus dem Ortsverband Mannheim schwärmt hingegen vor allem vom Bootfahren auf der Weser: "Alleine dafür hat es sich gelohnt, herzukommen."

Warum es eine solche Veranstaltung nur für Frauen gibt und warum der Anteil der weiblichen Ehrenamtlichen im THW bei nur 16 Prozent liegt, der Frage ging unter anderem die Schirmherrin Susanne Donner in ihrer Begrüßungsrede nach. Die Chemikerin und Journalistin stellte fest, dass es für Frauen häufig noch zu wenige Vorbilder gibt, sich in Bereichen einzubringen, die noch als Männerdomäne gelten. Daher ermutigte sie die Helferinnen, den Tag nicht nur zu nutzen, um sich in Aufgaben auszuprobieren, mit denen sie bislang noch keine Erfahrungen haben. Sie legte ihnen auch nahe, über ihr Engagement beim THW zu sprechen, um so als Vorbild für andere zu dienen.

Der Helferinnentag, der alle zwei Jahre im THW-Ausbildungszentrum Hoya stattfindet, richtet sich explizit an Helferinnen in ganz Deutschland und dient der gezielten Förderung von Frauen. Die wichtigsten Ziele sind dabei die Förderung des Austauschs zwischen den Helferinnen, die gemeinsame Diskussion von frauenspezifischen Themen und das Aufzeigen der Möglichkeiten, die das THW Frauen auch in den besonders stark von Männern dominierten Bereichen bietet. Und das Wichtigste bei all diesen Dingen: Der Helferinnentag bietet den Teilnehmerinnen einen geschützten Raum, um ohne Druck Neues auszuprobieren. Denn: Sind Männer anwesend, überlassen Frauen ihnen häufig noch immer den Vortritt, wenn es beispielsweise um das Handhaben von schwerem Gerät geht.

Neu beim Helferinnentag war in diesem Jahr eine ganztägige Kinderbetreuung. Mehrere Mütter nahmen das Angebot gerne an, ihren Nachwuchs vom kompetenten Team beaufsichtigen zu lassen – das im Übrigen nur aus Männern bestand.

THW/Michael Schott

Text: THW.de

Bilder: THW

    Die Paderborner Helferin Joanna bei der Station "Atemschutz"...
    ... und bei der Höhenrettung
    Arbeiten mit dem hydraulischen Rettungssatz